Faszination Rotes Meer – Ägypten in Zeiten von Corona
14 Tage von Marsa Alam über die Soma Bay nach El Gouna
Ein Reisebericht von Katja
Zugegeben, als wir vor der Türe unsere Koffer in den Wagen luden, beäugt von einigen Nachbarn, fühlten wir uns doch recht unwohl. Diese Reise war vor über einem Jahr geplant und wurde zwei Mal aufgrund von Flugausfällen umgebucht. Jetzt sollte es endlich soweit sein. Condor hatte dieses Mal den Flug nicht abgesagt, also entschieden wir uns für unseren lange geplanten Urlaub in Ägypten, ein Land, das trotz sehr niedriger Inzidenzen vom RKI als Hochrisikogebiet deklariert ist. Auch die Ägypter möchten sich schützen, daher ist ein negativer PCR Test bei Einreise vorzulegen, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Frisch getestet und mit Mund-/Nasenschutz durchliefen wir Check In, Sicherheitskontrolle und Boarding wie gewohnt. Ein Mund-/Nasenschutz ist während des gesamten Fluges und im Transferbus vor Ort Pflicht. Der negative PCR Test und eine Medical Declaration Form (erhältlich als Download beim Online Check In) muss noch vorm Verlassen des Flugzeuges in Hurghada vorgezeigt werden.
Dieser Kontrast ist immer wieder erstaunlich. Entlang der gesamten Küste, vom Norden über Hurghada bis Hamata, erstreckt sich eine scheinbar endlose, karge Wüstenlandschaft. Von den Hotelanlagen abgesehen, gibt es im Grunde nur eine Farbe an Land und zwar braun. Wirft man dann jedoch einen Blick in das angrenzende Rote Meer erlebt man eine Farbexplosion sondergleichen. Tauchen oder zumindest Schnorcheln ist daher für uns ein absolutes Muss in diesem Teil der Erde.
Tauchen im Süden Ägyptens
Wir starteten in der Region Marsa Alam. Aufgrund fehlender Flugangebote nach Marsa Alam, nahmen wir dafür eine längere, ca. 3-stündige Fahrt in Kauf und kamen am Abend im Concorde Moreen Beach Resort an. Die wirklich schöne Hotelanlage besteht aus einem Hauptgebäude, mehreren 3-stöckigen Nebengebäuden, einer großen Poollandschaft, Bar, Beduinenzelt, Spa, einem Restaurant mit großer Terrasse und weiteren Annehmlichkeiten. Das gesamte Hotelpersonal war unglaublich nett und zuvorkommend, daher fiel es uns leicht über das teilweise etwas in die Jahre gekommene Ambiente hinwegzusehen. Zum Frühstück, Mittag- und Abendessen konnten wir uns von wechselnden Speisen aller Art bedienen. Im Restaurant gilt Maskenpflicht. Dies wurde aber von den hauptsächlich polnischen Gästen wenig beachtet. Vor Corona und sicherlich auch danach findet sich im Hotel ganzjährig eine gemischte Gästestruktur.
Wir waren zum Tauchen nach Ägypten gekommen und starteten bereits am nächsten Morgen mit dem Check-In in der Tauchbasis und den ersten beiden Tauchgängen. Die Tauchbasis ORCA Dive Club Moreen Beach ist zur Zeit wenig besucht. Außer uns waren nur 3 weitere Taucher vor Ort. Trotz der schwierigen Lage, können wir nur Gutes berichten. Equipment, Organisation, der Tauchkurs unserer beiden Anfänger und vor allem die Tauchplätze in der Region – alles war einfach nur perfekt. Am direkt vorgelagerten Hausriff fanden wir schon viele bunte Bewohner des Roten Meeres – Clownfische, Drachenköpfe, Napoleons, riesige Schwärme, große Muränen, Blaupunktrochen, Feuerfische und vieles vieles mehr. Das absolute Highlight am Ende eines fast jeden Tauchgangs ist der lichtdurchflutete Canyon des Riffs. Unsere beiden Mädels, Michelle und Lea, wurden von Tauchlehrer Aymann (er hatte es nicht immer leicht ;-)) zum OWD ausgebildet. Mit viel Ruhe und einer Engelsgeduld nahm er ihnen jegliche Nervosität.
Weitere tolle Tauchgänge erlebten wir am Hausriff des Tulip Resorts und in der Nachbarbucht Abu Dabbab, wo es vor Schildkröten nur so wimmelte. Vom ORCA Dive Club Moreen finden regelmäßig auch Tagesausflüge z.B. zum Elphinestone Riff oder nach Shaab Samadai (Dolphin House) statt. Letzteres hält, was es verspricht. Nach den beiden Tauchgängen in Shaab Samadai konnten wir einen Hai, einen Steinfisch und Delfine (vom Boot aus) auf unsere Artenliste des Urlaubs schreiben. Eine Bootsfahrt ist hier in der Region absolut empfehlenswert, da vor allem die Korallenwelt an weiter entfernten Spots einfach unglaublich schön ist.
Soma Bay - der Klassiker unter den Tauchzielen
Nach 5 Tagen ging unsere Reise weiter Richtung Norden in die Soma Bay. Im Hotel The Breakers Diving & Surfing Lodge verbrachten wir die nächsten 3 Tage. Vorab sei gesagt, das Breakers steht für uns ganz klar auf Platz 1 der von uns besuchten Hotels. Sehr leckeres, abwechslungsreiches Essen, ein tolles Ambiente und ein professionelles Hotelmanagement. Das Breakers genießt seinen guten Ruf nicht ohne Grund. Selbst in Zeiten von Corona war das Hotel recht gut besucht von hauptsächlich deutschsprachigen Gästen. Hier gelten die AHA Hygieneregeln in allen Innenräumen. Täglich wird morgens und abends Fieber gemessen. Die allermeiste Zeit verbrachten wir natürlich auch hier an der frischen Luft. Der große Außenbereich des Restaurants bietet genügend Platz, sodass alle Gäste draußen frühstücken und abendessen können.
Am ersten Morgen tauchten unsere frischgebackenen OWDs und ich am Hausriff. Damit ich ggf. besser behilflich sein kann unter Wasser, ließ ich ausnahmsweise mal die Kamera an Land. Ihr wisst wahrscheinlich, was jetzt kommt. Ja, da war er – der Oktopus, ganz oben auf einer Koralle. Wenig scheu schien er vor uns zu posen. Minutenlang konnten wir ihm zuschauen. Was wären das für tolle Bilder geworden. Per Zodiak fuhren wir zum Riff Tobia Kebir, wo wir Delfine hören, aber leider nicht sehen konnten, dafür aber zwei tolle Drachenköpfe und sogar eine Spanische Tänzerin.
Die Tauchbasis der ORCA Dive Clubs in der Soma Bay gehört zu den beliebtesten am Roten Meer. Während unserer Tage vor Ort waren trotz Pandemie an die 100 Taucher Gast im ORCA Dive Club Soma Bay, was immer noch deutlich unter der normalen Anzahl liegt. Entsprechend ist diese Tauchbasis sehr professionell organisiert. Wir haben uns sehr gut aufgehoben gefühlt. Alle Ausfahrten z.B. nach Abu Kafan oder Panorama Reef finden aktuell wie gewohnt statt.
Beautiful El Gouna - Retortenstadt mit Charme und spitzen Wracktauchplätzen
Unsere letzten Tage verbrachten wir im schicken El Gouna. Ein Ort, der vor allem für Gäste interessant ist, die gerne mal einen Bummel durch die Stadt machen oder abends in ein Restaurant oder eine Bar einkehren möchten. Das wirklich wunderschön angelegte El Gouna bietet zahlreiche Möglichkeiten. Unser gebuchtes Hotel gehörte leider zu den Unterkünften El Gounas, die aufgrund fehlender Gäste noch geschlossen hatten. Umgebucht wurden wir schon vor der Reise ins Steigenberger Golfresort. Dies ist ohne Frage eine tolle Hotelanlage mit allen Annehmlichkeiten. Vom Abendessen hatten wir uns allerdings etwas mehr versprochen. Ich empfehle für Taucher weiterhin die kleinen Hotels in der Abu Tig Marina (Turtle’s Inn, Captain’s Inn und Ali Pasha) oder das Sultan Bey Resort nahe des Zentrums.
El Gouna hat bekanntlich kein Hausriff. Hier werden die Tauchplätze per Zodiak oder aber Tagesbootsfahrt angesteuert. An zwei Tagen tauchten wir an den Riffen von Umm Gamal und an den Wracks von Abu Nuhas, DEM Highlight der Region. Die Fahrten dauern zwischen 1,5 und 2,5 Stunden pro Strecke. Wir haben es uns auf dem Sonnendeck gemütlich gemacht. An beiden Tagen waren mit uns Sechs insgesamt nur 13 Taucher an Bord. Erleben durften wir eine extrem bunte Korallenwelt in Umm Gamal und spektakuläre, reichlich bewachsene Wracks mit tollen Lichteffekten. Viel Schwarmfisch, große Muränen, Barrakudas und viele weitere Bewohner bekamen wir zu sehen. Bei Umm Gamal sind sogar Walhaie keine Seltenheit. Hier fehlte uns an diesem Tag leider das Glück. Zwischen den Tauchgängen wurden wir an Bord extrem gut bekocht. Wer sich für eine Ganztagesbootsfahrt entscheidet, der sollte unbedingt die ca. 7 EUR für das Mittagessen investieren. Es ist einfach super super lecker.
Auch hier in El Gouna merkten wir die Auswirkungen der Pandemie. Es fehlen Gäste und vor allem Taucher. Der kleine ORCA Dive Club in der Abu Tig Marina bietet alle Ausfahrten wie gewohnt an. Die Tauchbasen vor Ort schließen sich zusammen, sodass die Fahrten stattfinden können. Ein großes Dankeschön an Gabi und unseren Guide Hassan für diese tollen Tage.
Mit dem Tuk Tuk zum Corona Test
Der für die Einreise nach Deutschland notwendige Coronatest wird von all unseren Partnerhotels organisiert. Wir mussten in El Gouna zum Test und fuhren mit dem Tuk Tuk in ca. 4 Minuten ins örtliche Hospital. Das ganze Prozedere hat ca. 1,5 Stunden gedauert und das Ergebnis lag am selben Tag abends gegen 22 Uhr bereits vor. Die Testkosten in El Gouna betragen 40 USD, ca. 34 EUR.
Nach dem Test verbrachten wir den Tag entspannt am Strand und genossen die letzten Stunden mit kühlen Drinks bis zum Sonnenuntergang. Jeder sollte für sich entscheiden, ob er in diesen Zeiten reisen möchte oder nicht. Wir haben jede Sekunde genossen und konnten abschalten von Pandemie und Coronazahlen. Dieser Urlaub war Balsam für die Seele. Vier von uns arbeiten in der Tourismusbranche und wir hoffen für uns und alle wirtschaftlich Betroffenen im In- und Ausland, dass dieser Albtraum bald ein Ende hat.
Bis dahin, passt alle gut auf euch auf, egal ob zu Hause oder auf Reisen.
Eure Katja